Ich habe ein Interview mit Jeremias Hostettler aus der 8b geführt, er ist 14 Jahre alt und hat das Hobby Fechten. Er ficht seit dem Sommer 2021 und geht seitdem in der Woche etwa 2-3 mal für 1,5 – 2 Stunden zum Fechten.
Was hat dich daran angesprochen? Warum wolltest du fechten?
Am Fechten hat mich die Schnelligkeit, das Equipment und das haptische mit dem Metall angesprochen. Und auch, dass es so vielseitig ist: es hat was mit Schnelligkeit, es ist auch taktisch, man braucht gute Reaktionen, da ist alles so ein bisschen drin.
Fechten ist ein eher kleinerer Sport und Jeremias trifft deswegen auch immer wieder mal die gleichen Leute. Er nimmt auch jedes Turnier mit, auch wenn man mal länger fahren muss.
Denn es gibt beim Fechten natürlich auch Turniere. Es gibt kleinere Turniere, die eher lokal sind und vor allem aus Spaß gefochten werden und es gibt auch welche, die international offen sind. Da Fechten ein relativ kleiner Sport ist, fährt man für diese auch mal quer durch halb Deutschland. Auf einem Turnier angekommen startet es dann meistens mit einer Vorrunde, d.h. alle werden in Gruppen eingeteilt, wo jeder mal gegen jeden gefochten hat. Anhand dessen wird eine Rangliste erstellt und entweder gibt es dann eine Zwischenrunde oder es geht direkt weiter in den Direktausscheid. Wenn es direkt weitergeht, heißt es, dass der Erstplatzierte gegen den Letztplatzierten ficht, der zweite gegen den vorletzten usw. Da ficht man dann auf 15 Treffer und wer dort verliert, ist raus. Das ist eine K.O.-Runde und es geht immer so weiter, bis nur noch einer übrig ist. Diese Art Turnier geht etwa einen Tag lang, von etwa morgens 9:15 Uhr bis 17 oder 18 Uhr.
Wenn es größere Turniere sind, z.B. eine deutsche Meisterschaft, gibt es verschiedene Modi, die an verschiedenen Tagen gefochten werden: einmal Einzelwettkampf und dann Teamgefecht. Ein Teamgefecht geht auf 45 Treffer. Das ist sehr viel, dafür, dass im Fechten bei Jeremias normale Runden nur auf 5 Treffer gefochten werden. Beim Teamgefecht sind es aber mehrere Leute, die sich in einem Gefecht immer abwechseln.
Um an einem Turnier teilnehmen zu dürfen, braucht man erst einmal die Turnierreifeprüfung, in der man zeigt, dass man überhaupt weiß, wie man ficht. Dann, so hat mir Jeremias weiter erklärt, gibt es noch die Kampfrichterlizenz, die man machen kann. Dafür gibt es Fortbildungen. Mit dieser kann man dann bei Turnieren Kampfrichter stehen, so nennt man das. Da ist man dann also Schiedsrichter bei einem Turnier und kann damit auch Geld verdienen. Man kann, um das Hobby Fechten zum Beruf zu machen, auch Trainer werden. Die Turnierorganisation muss auch gemacht werden, wobei dort auch viel ehrenamtlich ist. Für Jeremias wäre der Traum als Fechter in der Nationalmannschaft dabei zu sein und da zu fechten. Würdest du Fechten eher als Sport oder als Hobby für dich bezeichnen? Fechten sieht nicht so anstrengend aus, aber es ist viel anstrengender, als man glaubt. Wenn man ein langes Gefecht hat, wo man sich richtig viel bewegt, brauchst du danach erst mal ein bisschen um wieder in die Gänge zu kommen. Es ist sicher nicht ohne Anstrengung verbunden. Man muss halt gucken mit welchem Hintergrund man es macht. Wenn man es mehr nur so aus Spaß macht, würde ich es eher als Hobby einstufen und wenn man es halt als Wettkampffechter macht, heißt man geht aktiv auf Wettkämpfe und versucht Leistungsorientiert zu fechten, würde ich es als Sport einstufen. Ich mache es leistungsorientiert.
Jeremias schätzt das Fechten auch für die Struktur, die es als Hobby und Sportart in seinen Alltag bringt. Durch die gesetzten Trainingszeiten wird er dazu angespornt es regelmäßig zu machen. Er schätzt es auch als Abwechslung.
Du sagtest, du findest Fechten als Hobby auch zur Abwechslung gut. Also das Hobby als Abwechslung vom Schulleben/Alltagsleben? Genau, einfach so ein bisschen das machen, was einem Spaß macht. Hätten wir jetzt hier bei uns eine Fechtbahn und man müsste gar nicht fechten gehen und das ganze Material wäre schon da, ich weiß nicht ob ich dann wirklich so regelmäßig fechten gehen würde, weil man mit dem Training, dadurch das man fixe Zeiten hat, eine Struktur in den Tag kriegt. Man weiß dann geht‘s los und dann hört‘s auf.
Allerdings kann es sich auch mit den Unterrichtstunden überschneiden. Jeremias Fecht-Club ist nämlich auch Nachmittags, ebenso wie die Schule. Da muss er dann manchmal in seinem Kalender ein bisschen herumschieben, um Schule, Verreisen und Fechten unter einen Hut zu kriegen. Doch im Klassennotizbuch sind alle Unterrichtsmaterialien zu finden und für Jeremias ist es dann kein Problem, den Unterricht so nachzuarbeiten.
Außerdem beeinflusst das Hobby auch den Freundeskreis von Jeremias ausschlaggebend. Er lernte viele Freunde im Fechten kennen, wo die Freundschaft nun auch losgelöst vom Fechten besteht.
Gefochten wird entweder mit Degen, Sebel, oder wie bei Jeremias mit Florett. Auch wenn sich das eher gefährlich anhört, wird beim Fechten die Sicherheit aller durch bestimmte Regeln gewährleistet. So wird vor jedem Turnier die Kleidung geprüft, wie die Handschuhe auf Löcher oder dass man auch seine Unterziehweste anhat. Die letztere muss eine gewisse Kraft aushalten können und dies wird durch einen Prüfsiegel, der vor jedem Turnier gesichtet werden muss, sichergestellt. So gibt es beim Fechten manchmal blaue Flecken, aber mehr nicht.
Für diese Ausrüstung kommen dabei als Kosten 700-1000 Euro zusammen, wobei man die Ausbildung auch erst einmal ohne Material beginnen kann. Man ficht in einem Verein, den man natürlich auch bezahlt, bei Jeremias sind es 30 Euro Monatsbeitrag. Es kommen für die Turniere noch die Fahr- und Aufenthaltskosten dazu und es gibt für die Turniere eine Gebühr, die immer ein bisschen variiert. Es gibt aber auch Leute, die den Fokus nicht auf Turnierfechten gelegt haben, sondern das Fechten einfach so als Hobby machen, die können sich diese Kosten dann natürlich sparen.
Würdest du Fechten als Hobby empfehlen? Generell, denke ich, ist es immer gut, eine regelmäßige Beschäftigung zu haben. Was das dann ist, ist ja dann eigentlich egal. Ob man jetzt sagt, ich mache ganz oft im Garten irgendwelche Arbeiten und ich stufe das als Hobby ein, weil es mir einfach so viel Spaß macht und ich es regelmäßig mache, oder ob es etwas anderes ist. Es tut ganz gut, wenn man eine regelmäßige Abwechslung hat. Jetzt speziell im Fechten: klar man muss es mögen und man braucht am Anfang ein bisschen Durchhaltewillen, weil am Anfang verliert man wirklich jedes Gefecht, aber es ist viel Abwechslung. Man hat eben diese ganzen Aspekte: man muss fit sein, man muss gut mitdenken, auch Fairness und dass man mit Niederlagen zurechtkommt sind Aspekte. Wir hatten z.B. einen im Training, der hat sich am Anfang über jede Niederlage so aufgeregt und mittlerweile hat er gelernt damit umzugehen und das ist natürlich auch ein positiver Aspekt von Niederlagen. Also ich würde es schon empfehlen. Und welchen persönlichen Weg hast du in deinem Hobby eventuell zurückgelegt? Also, ich hatte so ein bisschen das Glück, dass ich, wenn ich mich in ein Hobby richtig rein denke, am Anfang sehr gut bin, dann flacht die Kurve ein bisschen ab und geht danach wieder hoch. Dadurch hatte ich den Vorteil, dass ich am Anfang relativ schnell, relativ viel gelernt habe und dadurch am Anfang sehr oft gewonnen habe. Ich würde es jedoch nicht als positiv einstufen. Mittlerweile kommt man in eine andere Klasse, da fechten manche halt schon seit 6-7 Jahren, gegen die verliert man dann haushoch. Das ist ja klar, also es ist zu erwarten, aber das wurmt einen dann schon ein bisschen mehr. Mittlerweile lerne ich so ein bisschen, dass mir die Niederlagen, ich würde jetzt nicht sagen, dass sie mir gleich sind, aber sie sind mir nicht mehr so unheimlich wichtig wie am Anfang, weil ich jetzt auch deswegen weiß, woran ich arbeiten muss.
So kann man Niederlagen als Chance sehen, sich zu verbessern.
Welche Tipps hast du für Leute, die mit Fechten neu anfangen wollen?
Ich würde erst einmal sagen, nicht entmutigen lassen. Wir haben z.B. mit einer großen Gruppe gestartet, da hat sich eine Freundesgruppe raus gebildet, und mittlerweile sind nur noch 4 oder 5 übrig von 10. Heißt die Hälfte ist nach einem halben Jahr gegangen, weil sie entmutigt waren oder nicht motiviert genug. Bei vielen haben z.B. die Eltern das Fechten vorgeschlagen und wollten, dass die Kinder gehen. Ich glaube das ist so ein bisschen der falsche Weg, weil wenn man es nicht selber will, kann man gut die Lust daran verlieren. Wenn man dann am Anfang auch alles mögliche verliert, weil man halt einen Nachteil hat, dann ist man am Anfang ziemlich demotiviert. So mit der Zeit legt sich das so ein bisschen und man fängt dann an mehr Gefechte zu gewinnen und merkt auch so ein bisschen, dass man es schaffen kann, besser zu werden.
Gibt es noch irgendwelche Hobbys, die du gerne mal machen willst? Ich würde gerne z.B. Parkour lernen, da fehlt aber einfach die Zeit. Angenommen es würde Fechten nicht geben, würde ich das wahrscheinlich als nächstes lernen. So ein bisschen würde ich auch Segeln lernen wollen, da fehlt uns aber die Seeanbindung. Früher wollte ich ganz viel machen, aber jetzt wo ich das Fechten habe, wüsste ich weder wieso ich aufhören sollte, weil es macht mir Spaß, noch was man dann machen könnte. Aber gerade so Parkour und Segeln, das wären so Sachen, die ich zumindest gerne mal ausprobieren würde.
Ich hoffe mir ist es gelungen, euch Jeremias Hobby, das Fechten, und Jeremias selbst etwas vorzustellen. Wir haben auch ein Schülerinterview mit Jeremias.
cool!